Noch nie war die Auswahl an Stilen für die Wohnungseinrichtung so groß wie heute. Retro-Look, Historisches, Abstraktes, Natur-Motive, modern und traditionell, kompakt und elegant, funktional und verspielt - alles existiert nebeneinander und steht in zahllosen Varianten für die Wohnungsausstattung zur Verfügung. Möbel, Heimtextilien, Accessoires, Kunst, Deko-Artikel, Pflanzen - die Kombinationsmöglichkeiten scheinen unerschöpflich.
Aber in Stilfragen ist Vorsicht geboten. Ein Sammelsurium im Regal zeugt noch lange nicht von exklusiver Vielfalt und der knallig roter Couchtisch im Würfelformat kann in der Sitzlandschaft wie ein unbeholfener Käfer wirken. Allein schon die falsche Tagesdecke auf dem Bett fährt die romantische Stimmung im Schlafzimmer auf Null. "Stil" kommt von "Kunst" und "Kunst" kommt von "Können" - mit dem Variationsreichtum der Einrichtung muss geschickt umgegangen werden, um auch wirklich attraktive Effekte zu erzielen.
Stile geschickt mixen - Harmonie, die echten Charme versprüht
Das oberste Gebot für die Inneneinrichtung ist die Harmonie im Raum. Die wesentlichen Elemente der Ausstattung sollten schon zueinander passen. Bett und Couchtisch sind z.B. eine vielleicht nützliche, aber geschmacklich fragwürdige Kombination.
Raumfarben, Bodenbeläge, Möbel ,Vorhänge, Leuchten, Bilder, Dekorationen, Tisch- oder Bettwäsche bilden ein kleines Universum, dessen innerer Zusammenhalt der Wohnatmosphäre eine zusätzliche Qualität verleiht. Um das zu erreichen, wurde in früheren Zeiten ein Stil "durchgezogen" - mit dem Ergebnis, dass die Harmonie auch leicht zur Langeweile werden konnte. Davon kündet die heute als spießig empfundene Einrichtung der 1950er Jahre genauso wie das Regal über die gesamte Wand als Kultobjekt der 1970er Jahre. Was noch dazu kommt: keine vorgefertigte Gesamtlösung ersetzt den individuellen Stil. Und nur der bestimmt auch den Grad der Harmonie.
Die modernen Möbel von heute mit ihren geraden Linien und glatten Oberflächen laden geradezu dazu ein, mit Stil-Elementen der eigenen Wahl ergänzt zu werden. Die Kreativität bei der Gestaltung schlägt sich als dauerhafter Wohngenuss nieder, der auch gern einmal wieder leicht verändert werden kann.
Stile, die sich ergänzen
Natürlich sind die Möbel von heute nicht neutral, sondern tragen ebenso einen bestimmten Charakter in sich. Der hat ja auch in der Regel den Ausschlag für die Kaufentscheidung gegeben und stellt somit einen Wert dar, der für den Besitzer von besonderer Bedeutung ist. Von dieser Basis aus kann nun der Raum erschlossen werden. Die Farb- und Materialskala wird von den Möbeln vorgegeben. Ein Sofa in Leder-Optik bietet z.B. die Möglichkeit, Metall und Glas als ergänzende Materialien einzusetzen. Das beginnt beim Couchtisch, der genau eine solche Kombination aufweisen kann, und endet beim Regal an der Wand, in dem sich ausgewählte dekorative Elemente aus Metall oder Glas wiederfinden. Diese Vorgehensweise hat zudem den Vorteil, auch die Geräte der modernen Unterhaltungselektronik oder stylische Beleuchtungsanlangen in die Gesamtwirkung integrieren zu können. Alles wirkt dann auch wirklich edel. Für ein Bett aus Metall muss allerding meist im gesamten Schlafzimmer "nachgerüstet" werden. Als Holzvariante ist der skandinavische Stil sehr beliebt. Die puristische Kiefern-Variante lässt sich leicht mit Möbeln des Landhaus-Stils ergänzen. Das leichte und natürliche Leben erhält mit floralen Mustern auf Vorhängen oder Tischdecken die richtige Illustration.
Antiquitäten, die "passen"
Am musealen Charakter seiner Wohnung hat kaum jemand Interesse, wohl aber an der exklusiven Wirkung von Antiquitäten. Diese repräsentieren in jedem Falle einen Stil, der kaum zum heutigen Wohnstil passt - denn Antiquitäten werden auf die Zeit vor 1920 datiert. Trotzdem lassen sich einzelne Stücke durchaus vorteilhaft für die Gesamtwirkung eines modernen Raumes einsetzen. Der Trend zur Kleinteiligkeit trifft sich gut mit den Intentionen des Barock. Eine verschnörkelte Kommode in Weiß braucht zwar etwas Abstand zur übrigen hellen Einrichtung, ist dafür aber auch ein besonderer Blickpunkt. Er bezieht seine Wirkung nicht nur aus der Einzigartigkeit, sondern auch aus der Variation der umgebenden Formen. Ein Biedermeier- Sekretär sticht jeden PC-Tisch aus. Er lässt schon die funktionalen Formen erkennen, ohne indes auf Dekor zu verzichten. Aber: wenn schon punktuell historische Stile eingesetzt werden, dann bitteschön nur aus einer Epoche.